
Bei der Nominierungsversammlung der SPD am 3. Dezember bewerbe ich mich um die Bundestagskandidatur im Wahlkreis Konstanz. Ich möchte den Landkreis im Bundestag vertreten, denn die Menschen in unserer Region brauchen eine vernehmbare, soziale Stimme in Berlin.
Die Corona-Krise hat unser Leben maßgeblich und in einer nie gekannten Geschwindigkeit verändert. Sie wirkt wie ein Brennglas und zeigt die Schwächen unseres Solidarsystems sehr deutlich: Die massive Mangelverwaltung in der Pflege bringt unser Gesundheitssystem an seine Grenzen – Tag für Tag. Der Rückstand unseres Landes wird bei der Ausstattung unserer Schulen deutlich. Und die nach wie vor in manchen Teilen unserer Region unzureichende Breitband- und Handynetzversorgung sorgt für ungleiche Chancen. Ich will die soziale Spaltung in unserer Gesellschaft bekämpfen.
Mit Zuversicht
in die neue Zeit
Die Corona-Krise bietet aber auch das Potenzial, unsere Gesellschaft grundlegend zu verändern. Das zeigt sich ganz aktuell an der Rolle des Staates. Nur durch einen handlungsfähigen Staat, der uns milliardenschwere Investitionen erlaubt, kommt unser Land besser durch die Krise als andere Länder dieser Welt. Ich bin davon überzeugt: nur mit diesem starken Staat, werden wir die großen Herausforderungen unserer Zeit meistern können.
Unsere Arbeitswelt wandelt sich, jeden Tag ein bisschen mehr. Während manche durch die immer stärkere Vernetzung zwischen Ländern, Kontinenten und der digitalen Welt mehr Freiheiten genießen, müssen andere befürchten, in dieser neuen Welt nicht mehr gebraucht zu werden. Und in der Tat: Der wohlhabende Teil unserer Bevölkerung ist in den letzten Jahren immer reicher geworden. Gleichzeitig arbeiten immer mehr Menschen in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen mit all den negativen Folgen für Jobsicherheit, Entlohnung, Aufstiegsmöglichkeiten und Selbstbestimmung.
Deshalb setze ich mich für einen Sozialstaat ein, der gute Arbeitsbedingungen ermöglicht. Dieser Sozialstaat sorgt dafür, dass alle von ihrer Arbeit leben können: indem er die Tarifbindung stärkt und einen angemessenen Mindestlohn ermöglicht. Neben den klassischen Arbeitsverhältnissen muss unser Sozialstaat aber auch neue Erwerbsformen wie etwa die Solo-Selbstständigen absichern. Der Wandel der Arbeit ist so alt wie die Arbeit selbst. Deshalb geht es nicht darum, den technischen Wandel aufzuhalten, sondern ihn so zu gestalten, dass er für alle Menschen Sicherheit garantiert. Dafür braucht es ein lebenslanges Recht auf Ausbildung und Qualifizierung und eine entsprechende finanzielle Unterstützung. Und er ermöglicht mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten und Arbeitsort, ohne die Beschäftigten dem guten Willen ihrer Arbeitgeber zu unterwerfen.
Einen starken Staat bedarf es auch, um die Transformationsprozesse der Wirtschaft so zu begleiten, dass sie allen zugutekommen. Mit Investitionen in innovative Technologien können Arbeitsplätze entstehen und gleichzeitig ein bedeutender Beitrag für den Klimaschutz geleistet werden. Für die Entwicklung neuer Technologien muss der Staat Anreize schaffen und in Forschung und Entwicklung investieren. Und er muss sicherstellen, dass junge Fachkräfte auf der Höhe der Zeit ausgebildet werden.
Nicht zuletzt bedarf es eines starken und handlungsfähigen Staates, um der dringendsten Herausforderung unserer Zeit – dem Klimawandel – zu begegnen. Neben der Ökologie und der Nachhaltigkeit müssen die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden. Das heißt, dass wir den Wandel der Industrie durch die Förderung klimafreundlicher Technologien voranbringen müssen. Gleichzeitig gilt es den Strukturwandel so gestalten, dass die Menschen in den betroffenen Regionen weiterhin einen sicheren und guten Arbeitsplatz haben. Und wir müssen Anreize schaffen, Emissionen zu senken. Das geschieht durch Abgaben und Steuern, aber die Kosten dafür müssen gerecht verteilt werden. Für diese intelligente Klimapolitik möchte ich mich im Bundestag einsetzen.

Meine Überzeugungen
Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität St. Gallen. Ich bin stolz darauf, dass meine Eltern als sogenannte „Nichtakademiker*innen“ mir diesen Weg bis zur Promotion ermöglicht haben. Sie haben uns Kindern immer vorgelebt, dass es sich lohnt hartnäckig seine Ziele zu verfolgen. Meine Eltern haben beide eine Lehre im Gartenbau absolviert, mein jüngerer Bruder ist gelernter Zimmermann. Sie alle sind Jahre nach der Ausbildung auf die Meisterschule gegangen und haben dafür finanzielle Engpässe und eine längere Trennung von ihren Kindern auf sich genommen.
Ich konnte auf die Universität gehen, weil die sozialliberale Regierung unter Willy Brandt die Hochschulen geöffnet hat. Von diesem Bildungsaufbruch ist heute nur noch wenig zu spüren. Nur 27 von 100 Kindern aus Nichtakademikerfamilien beginnen ein Studium, im Vergleich zu 79 Prozent der Kinder von Akademiker*innen. Dass der Bildungshintergrund der Eltern im Jahr 2020 immer noch zu einem großen Teil die Bildungsbiografie von Kindern in Deutschland erklärt, treibt mich um. Ich möchte, dass jeder Mensch den Bildungsweg gehen kann, der es ihm ermöglicht, seine Träume zu verwirklichen. Kinder, die von ihren Eltern bei der Verwirklichung dieser Träume nicht unterstützt werden können, haben Anspruch auf einen Staat, der sie unterstützt. Deshalb setze ich mich für Gebührenfreiheit von der Kita bis zur Meisterschule oder der Hochschule und für eine exzellente personelle und finanzielle Ausstattung aller Bildungseinrichtungen ein.
Aufgewachsen bin ich in der Ortenau, an der deutsch-französischen Grenze. Seit 2009 lebe ich in Konstanz in direkter Nachbarschaft zur Schweiz. Das Leben in diesen Grenzregionen hat mich geprägt. An der Grenze wird der europäische Zusammenhalt nicht nur gepredigt, sondern gelebt. Wir, die wir am Bodensee, am Hochrhein und am Oberrhein leben, wissen um den Wert einer freien und offenen Gesellschaft, weil unsere Regionen geschlossene Grenzen und die verheerenden Folgen des fanatischen Nationalismus gut kennen. Deshalb bereiten mir Forderungen nach nationalen Alleingängen und Egoismen große Sorgen. Ich will eine selbstbewusste Europäische Union, die nicht nur den wirtschaftlichen Wohlstand im Blick hat, sondern für Rechtsstaatlichkeit und einen starken Sozialstaat einsteht – in den europäischen Mitgliedsstaaten und darüber hinaus. Und ich stelle mich klar und deutlich all denjenigen entgegen, die unsere freie, demokratische und offene Gesellschaft angreifen.
Mitmachen
Gemeinsam Politik gestalten
Lebenslauf
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Schuljahr in Finnland
Das 11. Schuljahr durfte ich dank eines Stipendiums der Baden-Württemberg-Stiftung in der Stadt Kaustinen im Westen Finnlands verbringen. Diese Zeit und auch meine Zeit als Freiwillige im indischen Bangalore nach dem Abitur haben mich sehr wachsen lassen. Ich bin davon überzeugt, dass der persönliche Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Länder einen großen Beitrag für eine friedliche und solidarische Welt leistet.
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Eintritt in die SPD
Kurz nach meinem Abitur, im Dezember 2008, bin ich in die SPD eingetreten. Es gab hierfür kein ausschlaggebendes Ereignis. Vielmehr habe ich gemerkt, dass ich die Grundwerte der Sozialdemokratie – Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität – teile und mich dafür in der Gesellschaft einsetzen möchte.
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Studium
Im Jahr 2009 habe ich in Konstanz mein Studium der Politik- und Verwaltungswissenschaften begonnen. Dass das für mich als Kind zweier „Nichtakademiker*innen“ auch heute nicht selbstverständlich ist, habe ich erst spät realisiert. Nur 27 von 100 Kindern aus Nichtakademikerfamilien beginnen ein Studium, im Vergleich zu 79 Prozent der Kinder von Akademiker*innen.
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Auslandsaufenthalt in Paris
Während meines Bachelors konnte ich dank eines Erasmus-Stipendiums und eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung ein Semester in Paris studieren. Auch danach habe ich immer wieder für Arbeitsaufenthalte im Ausland gelebt, unter anderem in Brüssel, Washington D.C. und Boston.
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Kandidatur für den Gemeinderat
2014 habe ich zum ersten Mal für den Gemeinderat in Konstanz kandidiert. Obwohl ich nicht gewählt wurde, war diese Kandidatur der Startpunkt für mein kommunalpolitisches Engagement. Ich bin Vorsitzende der SPD in der Stadt Konstanz, Mitglied im Kreisvorstand und seit 2019 Kreisrätin.